Von Kusha Alexi
Als Kind liebte ich es, im Wald zu spielen, auf Felsen zu klettern oder im See zu schwimmen. Auch der Spielplatz hat mir Freude bereitet. Auf den Schaukeln schwebte ich bis zu den Wolken, auf dem Karussell drehte sich die Welt um mich und auf der Wippe ging ich auf und ab wie ein Hüpfball, während am anderen Ende ein Freund sass. Es war ein grosser Spass, aber nur wenn das Gegenüber eine ähnliche Grösse und ein ähnliches Gewicht hatte, sonst blieb ich entweder unten auf dem Boden oder oben in der Luft hängen. Kein Gleichgewicht, kein Spass!
Im Leben als Tänzerin spielt die Balance eine wichtige Rolle. Um diese zu erreichen, brauchte ich eine grosse Passion. Mit Disziplin und Ausdauer, Fokus und Freude bin ich der Balance nähergekommen, denn ohne Balance lassen sich keine Bilder von Schönheit und Gleichgewicht schaffen.
Viele Jahre nach meiner professionellen Ballettkarriere unterrichte ich nun Ballettschülerinnen und -schüler in Luzern. Ich bin dankbar, ihnen ein physisches Gleichgewicht beizubringen, und hoffe, sie mit meinem Sein und meinen Worten auch zu einer ganzheitlichen Balance zu bringen.
Auf unserer Lebensreise ist es nicht so einfach, ein Gleichgewicht in unseren Gefühlen, unseren Herzen, unserer Seele und unserem Geist zu finden. Es ist eine Sache, das körperliche Gleichgewicht zu erlernen, aber das Finden der seelischen Balance ist viel komplexer. Viele suchen sie in Meditation, im Erfolg, in der Bestätigung etc. und egal auf welche Weise: Man zahlt einen Preis dafür. Auch ich bin dieser illusorischen Harmonie auf verschiedene Arten nachgejagt, doch mein Erfolg und Status brachten mir nicht das, was mir innerlich fehlte.
Mein Leben und mein Tanz waren ein ständiger Kampf. Erst nach einer Begegnung mit Jesus veränderte sich mein inneres Leben. Ich erfuhr bedingungslose Liebe, eine Freude und Freiheit, die ich vorher nicht kannte. Durch sein Wort in der Bibel lernte ich, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Jetzt kann ich mit einer Leichtigkeit durchs Leben gehen und mit Freude tanzen. Heute ist mein «Tanz» ein Tanz des persönlichen Glaubens an Gott und das Finden meines Mittelpunkts in Jesus Christus.
Auf der Wippe mit Gott
Auf der einen Seite habe ich meinen christlichen Glauben, bei dem ich Gottes Wege über meine eigenen stelle. In Matthäus 6, Vers 33 sagt Jesus: «Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles zufallen.» Das bedeutet für mich, dass ich Selbstverwirklichung, Leistung, Erfolg, Anerkennung oder Dinge loslasse und Gott in allen Dingen ganz vertraue.
Wenn die Winde der Opposition wehen, bin ich standfest. Ich weiss, dass ich sein Kind bin und vertraue ihm so, wie es im Römerbrief 8, Vers 28 steht: «Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen …» Auch in meinem Leben musste ich und muss ich noch immer durch Stürme gehen – aber nicht mehr allein, sondern immer mit diesem Frieden, den mir niemand mehr nehmen kann.
Die berühmte Waage
Auf der einen Seite der Waage steht nun mein Glaube mit allem, was ich bin und Gott überlassen habe, und auf der anderen Seite steht Gottes Treue und Liebe, die mir tiefe Sicherheit und Kraft geben. Darauf kann ich mich jeden Tag in jeder Situation verlassen.
Wo auch immer wir uns gerade befinden auf unseren Lebenswegen, wir sind immer wieder herausgefordert, das Gleichgewicht zu halten – besonders, wenn der Gegenwind kommt. Sind wir bereit für Enttäuschungen und Kummer? Denn auch das gehört zu unserem Weg. Oft haben wir das Gefühl, dass das Leben uns niederdrückt anstatt uns aufrecht und im Gleichgewicht hält. Ich fühlte mich immer unsicher und eingeschüchtert, wenn ich auf die Bühne ging. Heute weiss ich, dass es uns echte Stärke gibt, wenn wir Gott in unsere Schwächen und ihn durch uns wirken lassen.
Mich selbst zu verschenken und mich mit allem, was ich bin und habe, auf die Waagschale zu legen, ist meine Geschichte vom Finden des Gleichgewichts. Die Treue und Liebe Gottes auf der anderen Seite sind immer mehr als genug, um mich festzuhalten und meine Mitte zu finden.