Bei den jährlich wiederkehrenden Meldungen über Kirchenaustritte kann man sich die Frage stellen, ob es die Kirche heute noch braucht. Oder wie man sie verändern muss, damit die Menschen wieder Gottesdienste besuchen.
Sabrina Müller ist Professorin für Praktische Theologie an der Universität Bonn. Sie hält fest, dass die spirituellen Bedürfnisse der Menschen grundsätzlich immer noch vorhanden sind. Aber sie sind anders, nämlich erfahrungsorientierter. «Wenn wir als Kirche mit gewissen Milieus oder jüngeren Menschen in Kontakt sind, muss die Erfahrungskomponente drin sein.»
Kirchen müssen sich Gedanken machen, wie die Menschen Gott erfahren können. Wie sie zusammen eine Mediation oder eine sonstige religiöse Praxis machen können.
Durch die sozialen Medien seien wir uns gewohnt zu bewerten und zu kommentieren, sagt Müller. «Die Leute sind partizipativer, sie wollen darüber reden. Und nicht erst am Schluss bei einem Kirchencafé.»
Ein Beispiel für Kirchenformen, wo Erfahrung und Erleben eine wichtige Rolle spielen, sind die «Hiking Church» und die «Forest Church»: Kirche und Spiritualität in der Natur und unterwegs. Während der Wanderung können die Teilnehmer miteinander über Glauben und Spiritualität reden.
Solche Anlässe lassen sich laut Müller nicht zwingend auf eine bestimmte Generation oder eine bestimmte Gruppe zuordnen. Es gibt jedoch gesamtgesellschaftliche Trends wie Individualisierung und Erfahrungsorientierung.