«Menschenhandel in der Schweiz ist real», sagt Irene Hirtzel. Sie ist Geschäftsführerin von «ACT212», einem Beratungs- und Schulungszentrum gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung. Sie weiss, wovon sie redet.
«Er ist real in jedem Land, das reich ist oder wo es besser läuft als in anderen Ländern. Die Schweiz ist überhaupt keine Ausnahme, im Gegenteil: Sie ist ein Transit- und Destinationsland für Menschenhandel.» Transit bedeutet, dass Menschen in die Schweiz kommen, weiter ins Ausland verschoben werden oder wieder zurückkommen.
Menschenhandel hat verschiedene Gesichter. Die bekannteste und häufigste Form ist die Zwangsprostitution. Menschen werden dabei in ihrem Herkunftsland für eine Arbeitsstelle rekrutiert, welche nichts mit Prostitution zu tun hat. Wenn sie dann jedoch im Zielland sind, werden sie vor vollendete Tatsachen gestellt.
Eine weitere Form ist die Ausbeutung in der Prostitution. Die Betroffenen wissen, was sie hier machen, müssen dann aber Arbeit verrichten, die sie sonst nie gemacht oder der sie nicht zugestimmt hätten. Oder sie müssen sehr viel Geld abgeben.
Ein neueres Phänomen sind die «Loverboys». Diese jungen Männer gewinnen das Vertrauen von jungen, minderjährigen Mädchen, die sie zu Zwangsprostitution oder zu kriminellen Geschäften wie Drogentransport zwingen.