Wenn sie um einen Gefallen gebeten werden, gibt es Menschen, die Ja sagen, obwohl sie eigentlich gern Nein gesagt hätten. Dadurch stellen sie das Bedürfnis der anderen über ihr eigenes.
Die psychologische Beraterin Janine Oesch verweist auf Brené Brown, eine Psychologin aus den USA. Ihre Themen sind Verletzlichkeit, Mut, Scham und Empathie. Laut Brown sind Grenzen setzen und Nein sagen eine Grundlage für gesunde Beziehungen und echte Verbindungen. Sie betont, dass wir uns selbst und anderen Menschen einen Wert geben, wenn wir wissen, wo unsere Grenzen sind.
Empathie auch für uns selbst
Wir sollen nicht nur Empathie für andere, sondern auch für uns selbst haben. «So dass ich auch mir selbst gegenüber die Barmherzigkeit und das Selbstmitgefühl entgegenbringe, das ich anderen Menschen entgegenbringe. Richtige, authentische Beziehungen werden erst möglich, wenn ich mich selbst kenne und meine Grenzen weiss.»
Es gibt Anzeichen, die uns zeigen, dass wir Grenzen ziehen müssen. «Wenn mir Dinge nicht mehr Freude bereiten. Ich ertappe mich manchmal selber, dass Dinge ein Müssen sind. Dann merke ich, dass eine Grenze überschritten ist. Oder wenn ich realisiere, dass ich mich gar nicht wohlfühle, wenn diese Person das über mich weiss», erzählt Oesch.
Uns selbst genau hinterfragen
Bereits als Kinder lernen wir, dass wir Lob bekommen und die Eltern glücklich sind, wenn wir das machen, was uns aufgetragen wird. Oesch sagt, es sei wichtig, dass wir uns fragen, was es in uns auslöst, wenn wir Nein sagen und eine Grenze ziehen würden. «Was für ein Gefühl gibt es mir, wenn ich gebraucht werde?» Es hilft, wenn wir uns ganz genau selbst zu hinterfragen.
«Als guter Christ oder Mensch hilft man seinen Mitmenschen», könnte ein Glaubenssatz lauten. Oesch sagt dazu: «Ich beobachte bei Jesus, wie oft er sich zurückzog. Er zog sich zurück auf den Berg und suchte Gemeinschaft mit Gott. Er ging in die Stille und liess die Menschen stehen. Jesus spürte offensichtlich, wie viel in seinem Energietank ist. Er wusste gleichzeitig, wo er den wieder auffüllt.»
Auftanken, um wieder zu geben
So können auch wir uns fragen: «Wo kann ich auftanken, dass ich wieder geben kann?» So dass wir den Blick wieder auf andere Menschen richten können und ihnen selbstlos und ohne Selbstzweck etwas Gutes tun.
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