In der Stadt Zürich gibt es über 110 verschiedene Kirchen: katholische, reformierte, freikirchliche. Verschiedene Kirchen bedeuten verschiedene Glaubenstraditionen.
Felix Ruther kennt sich als christlicher Erwachsenenbildner und Experte für Glaubenstraditionen in diesem Bereich aus. Er weiss, wie die verschiedenen Traditionen entstanden sind.
«Die einen wollten sich mehr an die Gesellschaft anpassen», erklärt er. Die anderen betrachteten sich selbst erst dann als treu gegenüber Jesus, wenn sie sich ganz von der Gesellschaft abnabelten. «Die einen wollten eher eine hierarchische Struktur, andere wollten mehr eine organisch gewachsene Leitung.» So hat sich die Kirchenlandschaft immer weiter ausdifferenziert, die Meinungen sind teilweise stark auseinandergegangen.
«Wenn man es positiv sagen will: Hinter jeder Aufspaltung steckt auch ein Versuch, die Vision von Jesus zu erneuern. Jesus hatte ja die Vision, eine Gemeinschaft zu gründen, die mit ihm zusammen das Reich Gottes entstehen lässt. Ein Reich, wo Gerechtigkeit und Frieden herrscht. Und in diesen Gemeinschaften sollte die Liebe zum Mitmenschen und zu Gott wachsen.»
Wenn die Menschen feststellten, dass es irgendwie nicht mehr weiterging, machten sie einen Erneuerungsversuch, der häufig zu einer Aufspaltung führte.