Von Chantal Bigler
Die Liebesgeschichte von Rolf Lutz beginnt mit einer Brieffreundschaft: Der Schweizer und die Brasilianerin Valéria pflegen drei Jahre lang einen intensiven Austausch. Alles ist perfekt, doch das Liebesglück wird von einem Schicksalsschlag überschattet, als seine grosse Liebe an Krebs erkrankt und verstirbt.
Rolf Lutz lernt seine Frau Valéria durch eine Organisation kennen, die Brieffreundschaften aus dem Ausland vermittelte. «Ich wollte mein Englisch auffrischen», erzählt Lutz und fährt fort: «Valéria hat sich dann bei einer Auswahl von Kanadiern, Amerikanern und Engländern schliesslich für mich, den Schweizer, entschieden.» Das ist der Beginn einer grossen Liebesgeschichte.
Wie aus einer Brieffreundschaft Liebe wurde
Rolf Lutz bekommt einmal im Monat Post aus Brasilien. Die drei- bis vierseitigen Briefe legen von der Schweiz bis in die brasilianische Stadt Recife jeweils 7500 Kilometer zurück – und haben auf zwei Kontinenten für Schmetterlinge im Bauch gesorgt. «Es gab aber auch Zeiten, in denen ich länger nichts mehr hörte.» Der Briefaustausch ist der einfachste Weg, um in Kontakt zu bleiben, denn zu dieser Zeit gibt es noch kein Skype oder andere Messenger. «Ab und zu haben wir auch telefoniert, aber das war sehr teuer», erinnert sich Lutz. Die Briefe werden immer persönlicher und irgendwann ist für Rolf Lutz klar, dass er Valéria besuchen möchte. So organisiert er Flug und Hotel, um sie in Recife persönlich zu besuchen. «Ich erinnere mich noch genau, wie ich dort vor dem Hotel auf der Bank gesessen habe und sie mir dann entgegenkam.» Aus Freundschaft wird Liebe, aus Liebe folgt 1990 die Heirat in der Schweiz. «Wir hatten eine Ehe von einem zum nächsten Highlight», schwärmt Lutz.
Tod und Trauer verarbeiten
Rolf Lutz beschreibt die Beziehung zwischen sich und Valéria als ein Geschenk des Himmels: «Das war kein Zufall, dass wir uns kennengelernt haben. – Wir schenkten uns Liebe, Sicherheit und Geborgenheit.» Diese Geborgenheit hat Rolf Lutz bisher in seinem Leben gefehlt, denn er verlor früh seine beiden Eltern durch Krebs, hatte nie Geschwister und auch keine Nichten und Neffen. Doch 2015 bricht seine Welt erneut zusammen: Auch seine geliebte Valéria stirbt an Krebs. «Nach dem Tod meiner Frau war ich wieder ganz alleine. Das zog sich wie ein roter Faden durch mein Leben.» Rolf Lutz geht in dieser Zeit durch tiefe Trauer, braucht professionelle Betreuung, um das Ereignis zu verarbeiten, und ist dadurch lange arbeitsunfähig.
In dieser Zeit Gott kennengelernt
Heute steht Rolf Lutz wieder mit beiden Beinen im Leben. Doch der Weg dahin war lang und beschwerlich: «Nach dem Tod passierten Sachen, die mich so erstaunten. Ich sah klar, dass da jemand ist, der mir helfen will.» Durch seine Geschichte hat sich sein Glaubensleben komplett verändert: «Was früher für mich nur ein Gottesdienstbesuch war, ist heute anders: Gott ist für mich Geborgenheit.» Rolf Lutz hat seinen Glauben vertieft und fühlt sich nicht mehr einsam. «Ich bin unwahrscheinlich dankbar und kann sagen, dass Valéria und ich immer versorgt wurden.» Bald will Rolf Lutz «seine Familie» in Brasilien besuchen gehen und wieder an den Ort zurückkehren, wo alles begann.