Wie das Ei zu Ostern kam
Wie das Ei zu Ostern kam | (c) ERF Medien

Was Ostern so hoffnungsvoll macht

Und wie es das Ei geschafft hat, zum Ostersymbol zu werden
 
Publiziert: 08.04.2022

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Dossier Ostern

Vordergründig mag es einen ziemlich banalen Grund dafür geben, dass wir an Ostern traditionellerweise Eier essen: Unter die tierischen Produkte, deren Verzehr seit dem Mittelalter während der Fastenzeit untersagt war, fielen auch die Eier. Da die Hühner im Frühling im Vergleich zu den kalten Wintermonaten wieder gut legten, hatte sich um die Osterzeit ein so grosser Vorrat angesammelt, dass die Eier durch Kochen haltbar gemacht wurden. Einen Teil der Eier verzierte man offenbar, brachte sie in die Kirche zur Weihe und verschenkte sie danach.

 

Ein Ei auf dem Tisch 

Es ranken sich viele Mythen um die österlichen Eierbräuche. Für eine tiefere Symbolik muss man aber nicht nur in vorchristlichen oder ausserbiblischen Bräuchen suchen. Im Judentum ist das Ei fester Bestandteil des sogenannten «Sedertellers». An Pessach (oder Passah) feiert das jüdische Volk bis heute die Befreiung unter Mose aus der ägyptischen Sklaverei. 

Am «Sederabend», dem Beginn des Festes, wird die biblische Geschichte nacherzählt und durch verschiedene Speisen auf dem Tisch – gerade auch für die Kinder – illustriert. Charosset, ein Fruchtmus (aus Datteln oder Äpfeln mit Mandeln, Nüssen usw.) wird zwischen Stücke der ungesäuerten Matze (ähnlich wie Knäckebrot) gestrichen. Es erinnert an den Lehmziegel, mit denen die Israeliten im Frondienst für die ägyptischen Herrscher Bauten erbauen mussten. Die Petersilie, die in Salzwasser getunkt wird, erinnert an die Tränen während der Zeit der Unterdrückung, die bitteren Kräuter (z. B. Meerrettich oder Chicorée) an deren Bitterkeit. Auf das Passahlamm, das im Zentrum des Festes stand, verweist heute noch eine Lammkeule. Neben den genannten Speisen befand sich wie gesagt auch ein Ei auf dem in der Mitte des Tisches angerichteten Sedertellers.  

Die Symbolik dieses gekochten Eis wird unterschiedlich gedeutet, unter anderem als Zeichen für das sich schnell wendende Schicksal: Wie sich ein rohes Ei in heissem Wasser in kürzester Zeit zu einem hartgekochten wandelt, wurde damals in einer einzigen Nacht ein Sklavenvolk zu einer freien Nation. Jesus feierte mit den Jüngern am Abend vor seinem Prozess das Passahfest. Das Lamm, die bitteren Kräuter und das ungesäuerte Brot sind biblische Elemente. Bei Jesus lag wahrscheinlich noch kein Ei auf dem Sedertisch. Aber Jesus nahm sehr wohl nach dem Mahl den Kelch in die Hand, so wie Juden nach alter Tradition am Sederabend verschiedene Kelche mit Wein trinken.  

Das Abendmahl am Passahfest 

Gemäss jüdischer Überlieferung steht der Becher nach dem Essen bis zum heutigen Tag für den «Kelch der Erlösung». Interessanterweise setzte Jesus das Abendmahl nach dem Passahmahl ein. Er teilte ein Stück des ungesäuerten Matze-Brotes, gab es seinen Jüngern und deutete es auf seinen Leib, der für uns hingegeben wird. Danach nahm er den Becher mit den Worten (Lukas 22,20): «Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird!» 

Am nächsten Tag starb Jesus am Kreuz, vor Anbruch des Sederabends (offenbar hatte er mit seinen Jüngern etwas früher gefeiert). Er starb nachmittags um drei, als die Passahlämmer geschlachtet wurden. Damit ging in Erfüllung, was schon Johannes der Täufer über ihn bei seiner Taufe prophezeite (Johannes 1,29): «Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!»  

Jesus Christus nahm die Schuld der Welt – auch von dir und von mir – auf sich. Er starb, damit wir leben können – ewig bei Gott. Deshalb riss am Karfreitag der Vorhang im Tempel von oben nach unten und machte den Weg frei in das Allerheiligste, den Teil vom Tempel, der sonst nur einmal im Jahr vom Hohepriester aufgesucht werden durfte. Das zeigte an: Der Weg zu Gott ist frei. Das ewige Leben ist ein Geschenk. Wir nehmen es im Glauben an Jesus an. Weil das Kreuz von Karfreitag im Zentrum des Glaubens steht, wurde es zum Symbol des Christentums. 

Was macht Ostern so hoffnungsvoll? 

Die Geschichte ging weiter: Jesus stand an Ostern von den Toten auf. Unser Glaube wäre vergeblich, wenn Christus nicht auferstanden wäre, erklärt der Apostel Paulus (1. Korinther 15,14). Weshalb? Das Wunder der Auferstehung schenkt uns die Gewissheit, dass auch wir im Glauben an ihn auferstehen werden. Das macht Ostern so hoffnungsvoll.  

Deshalb rufen wir im traditionellen Ostergruss am Ostersonntagmorgen: «Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!» Seine Auferstehung eröffnet das Leben bei Gott, das nie mehr endet. Ostern ist das Fest der Hoffnung: Nach dem Tod bricht das Leben durch, so wie im Frühling die Natur in neuer Kraft erwacht. Ostern ist das Fest des Lebens, weil Jesus uns versprochen hat (Johannes 15,19): «Ich lebe, und ihr sollt auch leben.» 

Hier liegt das Geheimnis der im Titel genannten Frage nach der Hoffnung an Ostern verborgen. Kommen wir noch einmal auf die Frage nach den Ostereiern zu sprechen, mit der wir eingestiegen sind: Im Christentum wurde das Ei zum Symbol für die Auferstehung Jesu Christi. Wie in einem Ei mit einer harten Schale neues Leben heranwächst und daraus hervorbricht, so ist Christus aus dem Grab auferstanden. In der Bevölkerung gab es Merksprüche zum Osterei, zum Beispiel: «Wie der Vogel aus dem Ei gekrochen, hat Jesus das Grab zerbrochen.»  

Das Ei als christliches Ostersymbol 

Die armenischen Christen waren wohl die ersten, die bereits in den ersten Jahrhunderten nach Christus das Ei als Ostersymbol benutzten. Sie bemalten die Eier blutrot – in Analogie zum Blut Christi. Übrigens gibt es selbst für den Osterhasen eine christliche Tradition: Im Byzantinischen Reich galt der Hase als Symbol für Christus. Osterei und Osterhase sind folglich nicht nur heidnische Fruchtbarkeitssymbole, sondern es existieren auch schöne christliche Überlieferungen.  

Zurück zum Osterei im jüdisch-christlichen Kontext: Ursprünglich feierten die Christen Ostern immer an Pessach, es ist ein und dasselbe biblische Fest. Leider wurde im Verlauf des Osterstreites in der Kirchengeschichte das Osterdatum von Pessach entkoppelt. Nicht mehr der ursprüngliche Termin im jüdischen Kalender (der 15. Tag im Monat Nisan) war nun massgeblich, sondern der Ostersonntag wurde auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling gelegt. Dieses Jahr aber findet Ostern zeitgleich mit Pessach statt (Pessach: 15.-22. April 2022, Ostersonntag 18. April). Am 15. April feiern die Juden den Sederabend und wir Christen Karfreitag! Gemeinsam feiern wir das Fest der Befreiung: Ostern fällt auf den biblischen Kalender.  

Sinnbild für neues Leben 

Am 15. April wird auf den jüdischen Sedertellern ein Ei liegen, das an die Wende des Geschickes durch Gott erinnert. Und bei uns liegen die gefärbten Eier am Ostersonntag, 17. April, auf dem Tisch. Wir erinnern uns ebenfalls an die grosse Zeitenwende: Jesus Christus ist vom Tod zum Leben durchgebrochen und nimmt uns mit ins Leben! In diesem Sinn dürfen wir voller Hoffnung Eier kochen, färben und verzieren, denn sie stehen für das neue Leben.  

Autor
Thomas Bänziger, Pfr. Dr. theol., Stiftung Schleife
 

© Online-Redaktion ERF Medien
 
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