Von Michael Dufner
Meine Kinder zeichnen gerne und legen mir jede Woche ein paar Zeichnungen auf den Schreibtisch. Ich scanne sie ein und gebe sie dann ins Altpapier. Die Kinder schauen sich deshalb ab und zu ihre gescannten Zeichnungen von früher an.
Eines Morgens berührt mich eine Zeichnung besonders. Es ist allerdings mehr ein Brief als eine Zeichnung. Darauf steht der Bibelvers «Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen» (Psalm 16,30). Mir kommen Fragen auf wie: Was hat sie nicht gesagt, weil ich vielleicht keine Zeit habe? Möchte sie mir durch den Bibelvers etwas sagen? Wie geht es ihr überhaupt?
Ich erkundige mich bei meiner Tochter, wie es ihr geht. Wir haben in der Folge ein tolles Gespräch. Ich erfahre von ihr, wie es in der Schule läuft und welche Herausforderungen sie erlebt.
Zurück bleibt für mich ein Wunsch: Noch mehr zu hören, was nicht angesprochen wurde. Oder wie es der Theologe Martin Buber ausdrückte: «Höre die Dinge, die nicht gesagt werden. Sprich sie an, dann entsteht ein heiliger Moment.»