Wie können wir herausfinden, ob wir hochsensibel sind? Die psychosoziale Beraterin Karin Rappo empfiehlt, sich grundsätzlich mit dem Thema Hochsensibilität auseinanderzusetzen und gute Bücher dazu zu lesen. Und sich auf diesen Prozess einzulassen und sich dafür Zeit nehmen.
Das Ziel ist, die Hochsensibilität in die eigene Persönlichkeit zu integrieren. Betroffene sollen sich bewusst werden, dass sie viele Gaben besitzen, die sie entwickeln können, und dass Hochsensibilität nicht nur eine Last ist. Dass man mit und nicht gegen seine Hochsensibilität lebt, sagt Rappo.
Hochsensibel ist man bereits als Kind. «Hochsensible Kinder drücken sich schon früh sehr gewählt aus, haben einen guten Wortschatz, sind wahnsinnig gute Beobachter.» Nach einem lebhaften Tag haben sie Mühe mit Einschlafen, auch wenn sie schöne Erlebnisse gemacht haben. Sie sind empathisch, sorgen sich um andere Kinder und besitzen einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.
Hochsensible müssen sich mit dem «langen Nachhallen» abfinden. Ereignisse, ob gute oder schlechte, bleiben lange in den Gedanken oder müssen mehr als einmal durchgedacht werden. Dieser Umstand kann nicht abtrainiert werden, er gehört dazu. Laut Rappo ist das eine Verarbeitungsstrategie des Nervensystems. Hochsensible sind sozusagen nachtragend, ohne böse auf jemanden zu sein.
Reizüberflutung ist bei hochsensiblen Menschen ebenfalls ein relevantes Thema. Entspannung ist der Schlüssel dazu. «Entspannung passiert ganz viel über den Körper: Bewegung, Sport oder ein Spaziergang in die Natur», erklärt Rappo. Sitzen und durch die sozialen Medien scrollen oder Fernsehen sei hingegen nicht die beste Strategie, sagt Karin Rappo.