Wo Menschen hierarchisch höher als andere gestellt sind, besteht immer das Risiko, dass andere missbraucht werden. Auch in der Kirche ist dieses Thema relevant.
Im Fall von geistlichem Missbrauch gibt es Menschen, die sich unterordnen, die einen Vorfall akzeptieren und denen es gleichgültig ist, und solche, die gehen. So erklärt es der Psychologe Tarek El Daour.
Leiter sitzen immer am längeren Hebel. Ob Religion, Wirtschaft oder Politik: Es sind Menschen, die schnell andere Menschen hinter sich bringen. Von der Machtgruppe-Dynamik ist jede Art von Gruppe betroffen.
Ein Drittel der Menschen steht hinter den Leitern. «Ein Drittel sind Mitläufer, die sich tendenziell bei Problemen neutral verhalten oder meistens zugunsten der Leiterschaft stehen», weiss El Daour. Das letzte Drittel stellt sich auf die Seite des Opfers.
Leider hat El Daour festgestellt, dass in einem Fall von Missbrauch oder Manipulation beide Seiten jeweils wenig Schritte zu einem Gespräch und hin zu einer Vergebung machen. Für solche Gespräche ist eine Mediation angebracht, und zwar mit einer aussenstehenden Person.
Allerdings ist ihm auch bewusst, dass Leiter sein keine einfache Aufgabe ist. Es sei wichtig, dass Leiter sich selbst reflektieren können. Dazu brauchen sie Menschen im Team, die anders sind als sie selbst und ihnen eine andere Sicht geben können: besonnen statt ebenfalls impulsiv, introvertiert statt ebenfalls extravertiert, sachlich statt ebenfalls emotional.