Seelsorge? Dieses Wort ist heutzutage nicht mehr so geläufig. «Seelsorge ist ein theologischer Begriff, der aus der Kirche und aus dem Christentum stammt. Er beschreibt die fürsorgliche Begleitung von Menschen in verschiedenen Lebenssituationen, auch auf dem Hintergrund des Glaubens», erklärt Matthias Herren (Stellenleiter Dargebotene Hand Zürich).
Der Begriff wird unter anderem deshalb nicht mehr ganz verstanden. weil sich die Seelsorge gewandelt hat. «Noch vor wenigen Jahrzehnten war es der Pfarrer und vielleicht noch der Arzt, die sich um die Sachen der Seele kümmerten.» Heute gehöre dies mehr in den Bereich der Psychotherapie, unter ganz anderen Prämissen. Dass man der Seele Sorge hält, sei jedoch geblieben.
Einen passenden alternativen Begriff zu finden ist nicht einfach. «Bei der Dargebotenen Hand sprechen wir von Begleitung», sagt Herren. Die Freiwilligen sind für die Menschen da und hören ihnen zu. «Was wir machen, ist im tiefsten Sinn Seelsorge, indem wir bedingungslos für Menschen da sind, ihnen ein offenes Ohr schenken, sie nicht verurteilen, sondern auf ihre Bedürfnisse eingehen.» Das sei Seelsorge im eigentlichen Sinn, ob man es nun so nenne oder nicht.
Dass die Dargebotene Hand den Begriff Seelsorge nicht mehr oft verwendet, irritiert teilweise. Es mag den Eindruck erwecken, dass sich die Organisation von der Kirche, von der Seelsorge im kirchlichen Sinn und ihren Wurzeln distanzieren will.
Das sei überhaupt nicht so, bekräftigt Herren und sagt im Hinblick auf die zurückhaltende Verwendung des Begriffs: «Die Landeskirchen stehen ganz klar hinter dieser Strategie. Sie wissen, dass die Dargebotene Hand keine Kirchgemeinde ist, sondern ein Angebot für die ganze Bevölkerung. Und die Menschen überlegen sich nicht, ob es nun kirchlich ist oder nicht.» Denn im Grundsatz gilt: «Wir sind eine Organisation, die 24 Stunden für sehr viele Menschen da ist. Wir wollen von möglichst vielen Menschen verstanden werden.»