Von Reto Nägelin
Ich musste kürzlich eine junge Frau beerdigen. Dieses Ereignis hat mich sehr berührt und mich in Beschlag genommen. Es war richtig und wichtig, dass ich das tat. Aber es war emotional sehr intensiv. Kein Wunder, dass ich nun erschöpft bin. Ich brauche Zeit, um das Ganze zu verarbeiten.
Nur: In meiner Agenda steht nie «verarbeiten» drin. Eine Kollegin von mir, die als Hundetrainerin arbeitet, erzählte mir einmal folgendes. Wenn Begleithunde in die Spitäler gehen und sich dort streicheln und hätscheln lassen, dann brauchen sie nachher sehr viel Zeit, um zu spielen, herumzutoben und herumzurennen. Wenn sie das nicht tun, werden sie depressiv.
Sogar Jesus hat Ereignisse verarbeitet. Nach dem Tod von Johannes hat er sich zurückgezogen. Er ist mit einem Boot an einen einsamen Ort gefahren, um allein zu sein. Das will ich mir als Vorbild nehmen. In meiner Agenda steht nun: «Zeit zum Verarbeiten planen».