von Reto Nägelin
Heute geht es um den Osterhasen. Ich habe eine ambivalente Beziehung zu diesen Osterhasen. Osternestchen suchen und Eier malen haben nicht viel damit zu tun, dass Jesus gestorben und auferstanden ist. Oder doch?
Es war Ostersonntag. Die Grossmutter liebt es, Osternestchen zu machen und sie zu verstecken. Meine vierjährige Tochter liebt es noch mehr, wenn sie sie suchen kann. Deshalb feiern wir diese Tradition. Meine Tochter hat die ganze Zeit gefragt, wann der Osterhase endlich kommt. Sie konnte es kaum erwarten. Ich gab ihr den Tipp, sie solle auf die andere Seite des Hauses schauen. So hatten wir viel Zeit, um die Nestchen zu verstecken. Plötzlich kam sie zu mir und rief, «Papa, Papa, der Osterhase ist da! Komm schnell». Ich war irritiert und überlegte, was sie meinen könnte. Aber sie bestand darauf, dass es wirklich der Osterhase ist.
Ziemlich ungläubig ging ich mit ihr. Ich weiss ja, dass das nicht sein kann. Aber tatsächlich! Da ist ein Hase herumgekoppelt. Echt jetzt? Ich habe es meiner Tochter nicht geglaubt, weil ich es mir nicht im Traum vorstellen konnte. Aber ja, da ist er. Der Hase. Ein Osterhase vor unserem Haus. Also eben, ein Osterhase.
Da haut tatsächlich am Ostersonntag, genau in dieser Zeit, in der wir die Nestchen verstecken, ein Hase des Nachbarn ab. Und plötzlich hat dieser Osterhase ganz viel mit der Auferstehung, dem christlichen Osterfest zu tun. Es kann nicht sein, dass meine Tochter einen Osterhasen sieht. Vielleicht genauso wenig, wie es nicht sein kann, dass Jesus auferstanden ist.
Es hat mir in Erinnerung gerufen, dass meine Vorstellung von dem, was möglich ist und was nicht möglich ist, so etwas von begrenzt ist. Und dass Gott Unmögliches möglich machen kann.