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Die Hände waschen
(c) 123rf

Wir können unsere Hände waschen, bis sie schrumpelig werden

«Ich wasche meine Hände in Unschuld», sagte Pontius Pilatus.
Publiziert: 22.08.2017

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In den Evangelien lesen wir über die Verurteilung von Jesus. Sein Schicksal lag in den Händen von Pontius Pilatus. Feige entzog dieser sich seiner Verantwortung, indem er das Urteil abhängig machte von der Reaktion des Volkes. Und dieses meinte unmissverständlich: «Kreuzigt ihn!»

Natürlich war sich Pontius Pilatus durchaus bewusst, was er da angerichtet hatte. Trotzdem wies er jegliche Schuld von sich und sagte: «Ich bin für das Blut dieses Mannes nicht verantwortlich.» Bildhaft brachte er dies zum Ausdruck, indem er sich die Hände wusch. Dabei verdrängte er, dass er die Verantwortung für sein Handeln nie jemand anderem aufbürden konnte. Aus diesem Kontext wurde das Sprichwort «Ich wasche meine Hände in Unschuld» bis ins 21. Jahrhundert erhalten.

Sich die Hände in Unschuld zu waschen bedeutet keinesfalls, ein reines Gewissen zu haben. Im Gegenteil: Es ist feige, weil man die Verantwortung für eigenes Fehlverhalten anderen auflädt. Bestimmt kennen wir alle solche Situationen. Das fängt schon bei kleinen Kindern an. «Wer hat das Spielzeug kaputt gemacht?» – «Das war …», und schon wird die Schuld auf das nächst kleinere Kind abgewälzt, das sich noch nicht wehren kann. In der Schule ist die Lehrerin schuld, wenn der Lernstoff nicht sitzt. Obwohl es offensichtlich ist, dass die Schülerin lieber mit Freundinnen rumhängt statt zu lernen. Am Arbeitsplatz ist der Chef schuld, wenn der Mitarbeiter ein Burnout hat, obwohl das private Leben im Hochgeschwindigkeitstempo gestaltet wurde und zu diesem Krankheitsbild führte. Und auch in politischen Themen lehnen wir gerne Verantwortung ab.

Warum ein Fair-Trade-Smartphon, wenn die anderen einfach mehr Möglichkeiten bieten. Warum für Kleider mehr Geld ausgeben, wenn wir doch die menschenverachtend produzierten Importtextilien aus Asien für ein paar wenige Franken erhalten. Warum teure Kosmetik kaufen, die frei von Tierversuchen und ohne Palmöl hergestellt werden, wenn ich doch trendige Produkte für einen Drittel des Preises kaufen kann. Hier können noch ganz viele Beispiele erwähnt werden. Aus unserem Umfeld. Aus der Art, wie wir mit Menschen umgehen. Aus unserem Umgang mit der Umwelt.

Egal, um welche Themen- und Lebensbereiche es geht: Wir können die Verantwortung für unser Handeln nie abgeben. Da können wir unsere Hände waschen, bis sie schrumpelig werden. Deshalb lohnt es sich, die eigenen Werte für unser Leben zu definieren und unser Handeln an diesen zu messen – und sich nicht auf jene Menschen zu konzentrieren, denen wir unsere Schuld aufladen können.

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