Sind wir weniger widerstandsfähig als früher? Oder verweichlichter? Oder waren früher alle Menschen stärker beansprucht?
Psychotherapeutin Stefanie Grolimund sagt, dass auf der einen Seite das Leben schneller geworden ist. Wir stellen hohe Anforderungen an uns selbst. Auf der anderen Seite wurden früher Depression und Erschöpfung weniger thematisiert.
Laut Grolimund dauert Erschöpfung über eine längere Zeit an. Wenn die Batterien ganz leer sind, wird eine Erschöpfung zum Burnout. Bei einer Depression sind wir antriebslos und ziehen uns zurück. Das sei das gleiche Phänomen, welches man unterschiedlich diagnostizieren kann, erklärt die Psychotherapeutin.
Unser Körper kann Belastungen und Stress ziemlich gut verkraften. Gefährlich wird es jedoch, wenn er sich nicht mehr erholen kann. Dann sind wir nicht nur gefühlsmässig erschöpft, sondern der Körper kann auch physiologisch nicht mehr mit den Belastungen Schritt halten.
Dass wir während einer bestimmten Phase mal stärker belastet werden, ist normal. Wenn wir jedoch keinen anderen Zustand mehr kennen und entsprechende wiederkehrende Symptome wie Rastlosigkeit und Schlaflosigkeit haben, müssen wir genauer hinschauen.
So ein Zustand kommt nicht plötzlich, sondern baut sich über Wochen und Monate auf. «Wenn wir zu lange über die eigenen Grenzen gehen, zu fest Gas geben, uns verausgaben. Wenn wir an den eigenen Bedürfnissen vorbeileben. Wenn wir lange Zeit etwas machen, das uns nicht entspricht», sagt Stephanie Grolimund.