Hans Kurze war Geiger in Leipzig, als Johann Sebastian Bach dort Kantor war, und Hans Kurze war ein verbitterter Mensch. Gern hätte er es in der musik zu etwas gebracht, aber es fehlte ihm dazu das grosse Talent. Und als er das merkte, musste er trotzdem beim Geigenspiel bleiben, denn für etwas anderes war er zu alt. So kam er sich insgeheim nichtsnutzig cor, und das machte ihn nicht gerade freundlich zu den Leuten. Weil er aber so unfreundlich war, hatte er wenig Arbeit, und was er damit verdiente, reichte mehr schlecht als recht, um die Familie durchzubringen.
Hans Kurzes grosser Zorn und ganzer Neid galten Johann Sebastian Bach, dem Kantor an der Thomaskirche. Das war ein Genie, das merkte Kurze wohl; ein Genie, wie er selber gerne eins gewesen wäre. Weil aber Bach das Genie war und nicht er, war Kurze sehr übel zu sprechen auf Bach. Und darum sagte er ihm auch ab, als Bach ihn vor der Weihnacht des Jahres 1734 bat, bei seiner neuen Weihnachts musik doch die Geige zu spielen. Nein, hiess Kurzes Antwort, obwohl er den Lohn gut hätte brauchen können.
Wie dann aber am ersten Weihnachtstag die neue Kantate aufgeführt werden sollte im Gottes dienst, da konnte es der Geiger nicht über sich bringen, daheim zu bleiben. Heimlich schlich er sich in die Kirche, setzte sich zuhinterst in die Ecke und wartete, was komme.
Doch statt der Musik kam Johann Sebastian Bach, der berühmte Kantor, höchstpersönlich durch die Kirche gegangen, direkt auf Hans Kurze in seinem düsteren Winkel zu.