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Lasst uns essen und trinken, denn morgen leben wir

Von Sterben, Tod und Auferstehung
Publiziert: 15.02.2016

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Von Verena Birchler

Was, wenn Jesus nicht auferstanden wäre? Hypothetische Fragen sind eigentlich nicht besonders konstruktiv. Denn dieses «Was-wäre-wenn» gilt ja nicht. Jesus ist auferstanden! Trotzdem, geben wir dieser Frage mal eine Chance.

von Verena Birchler

Eine Umfrage in den sozialen Medien hat gezeigt, dass 80 Prozent der Teilnehmenden nicht in der Lage sind, die Oster- und Pfingstereignisse in die richtige Reihenfolge zu bringen. Wen wundert’s! Denn gerade in diesen Medien finden diese christlichen «Momente» kaum statt. Gibt man auf YouTube «Ostern» ein, gibt’s fast nur Tipps zum Eiermalen, Osterhasen Backen und für die besten Osterausflüge. Gibt man «Pfingsten» ein, wird es etwas besser. Kein Wunder, denn bisher konnte Pfingsten kommerziell noch kaum gewinnbringend vermarktet werden – ausser vielleicht in der Hotellerie mit speziellen Pfingstferienangeboten.

Ostern, Pfingsten, Himmelfahrt, Kreuzigung, Verrat – oder war die Reihenfolge doch anders? Am Anfang war der Verrat. Judas, einer der Männer, die lange Zeit mit Jesus unterwegs waren, verkaufte ihn an die Politik. 30 Silberlinge hat Judas dafür bekommen. Schmiergeld. Was waren diese Silberlinge denn so wert? Geldhistoriker tun sich schwer damit, den Wert genau zu definieren. Denn damals dachte man noch mehr in Tauschgeschäften. Aber so um die 10 000 Franken, so schätzt man, könnten diese Münzen schon wert gewesen sein. Das Schmiergeld und der Verrat führten zur Kreuzigung.

Wenn wir uns am Donnerstag schon frohe Ostern wünschen, lassen wir den Karfreitag aus.

Was hat Jesus Schlimmes getan, dass er da so am Kreuz hing?

Das erinnert mich an eine Geschichte, die mir meine Nachbarin erzählt hatte. Sie ging mit einer Freundin und deren Tochter spazieren. Dabei kamen sie an einem Kreuz vorbei. Das kleine Mädchen schaute diesen Mann am Kreuz an. Für die Phantasie eines 5-jährigen Kindes sicher kein schöner Anblick. Da sind die Kreuze ohne den Gekreuzigten angenehmer anzuschauen. Und wie Kinder das so machen – es stellte Fragen. Was ist das für ein Mann, wieso hängt er da an diesem Kreuz, was hat er denn Schlimmes getan? Nicht einfach, einem Kind zu erklären, was hier los war. Vor über 2000 Jahren. Und weshalb das für uns heute immer noch wichtig ist. Heute bringen wir im optimalen Fall den Karfreitag noch mit dem Kreuz zusammen. Aber so ganz verstehen viele die Bedeutung nicht mehr. Denn meistens wünschen wir uns alle schon am Donnerstag frohe Ostern. Denn Ostern macht mehr Spass. Da sind alle Restaurants, Kinos und sonstigen Vergnügungsparks offen, da geht die Post ab. Osterhasen hoppeln um bunt bemalte Eier, spezielle Gebäcke geben irgendwie noch einen feierlichen Anstrich – das sind die Devotionalien des 21. Jahrhunderts rund um die Osterereignisse.

Golgatha veränderte das Weltgeschehen

Wie war das damals doch ganz anders. Geräusche erfüllten die Hügel vor den Toren Jerusalems. Es waren Geräusche, die Gewalt und Zerstörung erahnen liessen. Man hörte das Einhämmern von Nägeln. Verurteilte schrien vor Angst und Schmerzen. Die Soldaten lachten, die Gaffer spotteten. Wer genau hinhörte, vernahm das Schluchzen der Frauen, die Jesus bis zum Kreuz begleitet hatten. Der Evangelist Matthäus beschreibt nüchtern, dass es drei Stunden lang dunkel war, mitten am Tag (Matth. 27, 51ff.). Und letztendlich war er da: der verzweifelte Todesschrei. Aber es waren noch andere Geräusche zu hören, mitten in Jerusalem: Es hörte sich an wie ein Tuch, das entzwei gerissen wurde. Matthäus beschreibt: «Der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke.» Ganz knapp schreibt er weiter: «Die Erde bebte, und die Felsen zerbarsten».

Ein knapper Bericht – einer grossen Tragödie! Und wir wünschen uns frohe Ostern. Vielleicht, weil wir wissen, was kommen wird. Denn Ostern ist ja tatsächlich für uns Christen ein frohes Ereignis. An jenem Karfreitag in Jerusalem schlug Gott einen neuen Weg ein. Und dieser neue Weg gibt viel Grund zur Freude. Denn Jesus blieb weder am Kreuz, noch im Grab. Drei Tage später hörten die Menschen wieder Geräusche; die Erde bebte! Ein Engel setzte sich dabei dramatisch in Szene: «Plötzlich fing die Erde an zu beben, und ein Engel Gottes kam vom Himmel herab, wälzte den Stein vor dem Grab beiseite und setzte sich darauf. Er leuchtete hell wie ein Blitz, und sein Gewand war weiss wie Schnee. Die Wachposten stürzten vor Schrecken zu Boden und blieben wie tot liegen.» (Matth.28, 2-4) Und dann teilte der Engel den Frauen mit, dass Jesus auferstanden war. Und das war nach dem anfänglichen Schock dann doch eine unbeschreibliche Freude. Vor allem als sie ihrem Jesus, dem Auferstandenen, dann tatsächlich begegneten. Frohe Ostern!

Liebe, Glaube, Hoffnung sind nicht nur Worte, sondern Ausdruck der Beziehung zwischen Mensch und Gott.

Was, wenn Jesus nicht auferstanden wäre?

Hypothetische Fragen sind eigentlich nicht besonders konstruktiv. Denn dieses «Was-wäre-wenn» gilt ja nicht. Jesus ist auferstanden! Trotzdem, geben wir dieser Frage mal eine Chance.

1 Wäre Jesus nicht auferstanden, wäre jede Predigt sinnlos
Wäre Jesus tot, gäbe es keine Wirklichkeit hinter vielen wichtigen Sätzen, die Jesus sagte. «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst», würde zu einem humanistischen Lehrsatz verkommen. Die Botschaft der Bibel wäre hohl und ohne Vollmacht. Unsere Predigten vergeblich.

Durch seine Auferstehung sind und bleiben die Inhalte der Bibel  wertvoll und relevant.

2 Wäre Jesus nicht auferstanden, wäre unser Glaube vergeblich
Wäre die Auferstehung nichts anderes, als ein historisch-literarischer Scherz von irgendwelchen Geschichtsschreibern, gäbe es keinen Grund, an die Lehren eines gekreuzigten Mannes zu glauben. Im besten Fall wäre Jesus heute ein Vorbild wie andere tolle Menschen auch. Aber der Glaube an einen toten Christus wäre ein Luftschloss, eine Legende, die sich ins Nichts auflöst.

Durch seine Auferstehung haben wir allen Grund an ihn zu glauben und können Jesus bedingungslos vertrauen.

3 Wäre Jesus nicht auferstanden, wäre unsere Hoffnung sinnlos
Wir wären die dümmsten Menschen, denn dann hätten wir unser Leben auf eine Illusion gebaut. Wir hätten uns abgemüht, gelitten, gehofft. Wir hätten uns für Jesus und für unseren Glauben engagiert und wären, wie Paulus, der im 1. Kor. 15,19 sagt: «… die bedauernswertesten unter allen Menschen». Oder später bringt er das sogar noch rustikaler auf den Punkt: «Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!»

Durch seine Auferstehung erleben wir immer wieder, dass Hoffnung zur Realität wird.

4 Wäre Jesus nicht auferstanden, wären wir verurteilte Sünder
Es gibt unendlich viele religiöse Fanatiker, die gerne Gott und Kirche spielen möchten. Sekten gibt es genug. In diesen Gruppen liegt der Erlösung immer eine Leistung zugrunde. Wenn –, dann! Jesus hat aber durch seinen Tod und seine Auferstehung den Weg frei gemacht zu Gott. Jesus hat alle Sünden auf sich genommen, ist für uns gestorben. Und hat uns dadurch «begnadigt».

Durch seine Auferstehung können wir Vergebung erleben und so unser Leben mit Jesus an unserer Seite gestalten.

Was bleibt, wenn alles wegfällt?

Manchmal stelle ich mir vor, wie unsere Gesellschaft darauf reagieren würde, wenn an Karfreitag, an Ostern und an Pfingsten alle kommerziellen Aspekte wegfallen würden. Nach Weihnachten müssten die Schoggifabriken keine Osterhasen produzieren. Die aus dem Ausland importierten Ostereier blieben da, wo sie herkommen. Es gäbe keine Ostergeschenke, keine freien Tage und dadurch keine clever geplanten Ferientage. Es würden keine Kinder in pinkfarbenen  Osterhasengewändern durch die Gärten hüpfen. Wir würden uns als Freunde nicht zum Osterbrunch nach dem Ostermarsch treffen. Letzteres wäre schade.

Denn Ostern bedeutet auch, dass wir zusammenkommen, um Gottes Weg mit uns Menschen zu feiern. Dass wir uns fröhlich freuen können über die Liebe, die er uns durch seinen Gang ans Kreuz bewiesen hat. Wir könnten dankbar sein, dass Liebe, Glaube, Hoffnung nicht nur Worte sind, sondern Ausdruck der Beziehung zwischen Mensch und Gott. Also erlauben wir uns doch, die Worte von Paulus etwas abzuändern: «Lasst und essen und trinken, denn morgen leben wir – weil Christus uns das Leben über den Tod hinaus geschenkt hat.»

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