Von Bensch Sager
Gemäss Studien glauben 96 Prozent aller Erwachsenen, dass sie überdurchschnittlich gut zuhören können. Ich glaube, dass sich die meisten von uns etwas überschätzen.
Gut zuhören ist nämlich eine echte Herausforderung. Das hat unter anderem damit zu tun, dass wir nur etwa 125 Wörter pro Minute sprechen, aber rund 400 Wörter pro Minute denken können. Das heisst, wenn jemand spricht, denke ich meistens schon an meinen nächsten Punkt. Oder anders gesagt, es lärmt immer etwas in unserem Kopf.
Gut zuhören ist aber das A und O in jeder Beziehung. Das gilt für unsere zwischenmenschlichen Beziehungen, aber auch für unsere Gottesbeziehung. In meiner Erfahrung spricht Gott weniger als 125 Wörter pro Minute. Darum ist diese Kommunikationserfahrung auch anders und manchmal auch herausfordernder als die Kommunikation mit redseligen Menschen.
Um hier dazuzulernen, besuchte ich vor Kurzem einen fünfwöchigen Exerzitien-Kurs. Exerzitien sind geistliche Übungen, mit denen man Stille und Zuhören trainiert. Ich machte die Erfahrung, dass das Zuhören mit der Zeit immer einfacher ging. In den ersten Wochen lärmte es im Kopf noch mehr als am Schluss.
Mein Ziel ist, auch nach diesem Kurs das Zuhören zu üben, mit Menschen und mit Gott. Immerhin haben wir ja zwei Ohren und nur einen Mund.