«Die Schweiz hat kein Plastikproblem», sagt Rainer Bunge. Er muss es wissen, denn er ist Abfallexperte und Professor für Umwelttechnik. «Das zentrale Problem ist nicht unser Entsorgungsverhalten, sondern unser Konsumverhalten, also das, was wir kaufen. Und das wird absolut nie diskutiert oder fast gar nicht.»
Bunge hat viel in Schwellenländern gearbeitet. Er weiss, wie die Produkte, die wir kaufen, hergestellt werden, vor allem im Bergbau. Riesige Flächen würden verwüstet werden, ganze Seen verseucht. In der Schweiz kaufen wir ohne Wimpernzucken verschiedene Metalle, nur damit wir unsere Produkte veredeln können, sagt Bunge.
«Wenn wir unsere Kaffeerahmdeckel recyceln, fühlen wir uns wie die Helden der Ökologie.» 98 Prozent unseres Umweltfussabdrucks sind nicht auf unser Entsorgungsverhalten, sondern auf unser Konsumverhalten zurückzuführen, also auf die Herstellung der Produkte, die wir kaufen. «Es interessiert uns eigentlich gar nicht so genau, wo die herkommen, wie die zustande gekommen sind und wie viel Blut und Dreck in den Erzeugerländern hängt.»
In Onlineshops wollen wir Produkte möglichst günstig kaufen. Deren Verpackung für den Transport recyclen wir dann korrekt. Bunges ernüchterndes Fazit: «Das Plastikrecycling bringt so viel, wie wenn jeder Bürger einmal im Jahr auf einen Grillsteak verzichten würde.»