Wenn uns jemand etwas angetan hat und diese Person sich nicht entschuldigt, dann fällt es uns schwer zu vergeben. Allerdings sagt die psychosoziale Beraterin Rahel Kellenberger, dass wir uns selbst einen grossen Gefallen tun, wenn wir vergeben und loslassen können.
Sie erwähnt folgende Möglichkeiten, mit einer solchen Situation umzugehen:
Wir müssen uns damit auseinandersetzen, wo wir Opfer geworden sind, wo es wehtut und warum.
In einer Opferhaltung verharren ist keine passende Option. Wir bleiben passiv und handeln nicht. «Dann sind wir einfach Opfer oder wir kompensieren, indem wir zu Tätern werden», erklärt Kellenberger. In diesem Schmerz und in dieser fehlenden Vergebung werden wir zu Tätern. Vergeben befreit jedoch.
Kellenberger rät auch, dass wir den Schmerz nicht allgemein wahrnehmen, sondern lokalisieren. Und dass wir uns nicht mit Menschen umgeben, die auf die gleiche Art verletzt sind wie wir.
Manchmal kann es hilfreich sein, nochmals an den Ort des Geschehens zu gehen und das Ereignis nochmals zu rekonstruieren. Wir fassen den Schmerz nochmals ein Stück weit und lassen dann los.
«Vergebung verändert nicht die Vergangenheit, aber sie erweitert die Zukunft», sagte der US-Amerikaner Paul Boese. Wenn wir vergeben, sind wir frei und offen für die Zukunft. Und wir verzichten auf das Recht zu vergelten. Das heisst allerdings nicht, dass wir uns nicht wehren dürfen.