Von Reto Nägelin
Ich bin schon lange mit Gott unterwegs. Ich habe schon sehr viel Bibel gelesen. Und immer wieder erkenne ich Neues und Anderes in Bibelstellen, die ich gefühlt schon hundert Mal gelesen und gehört habe.
Das ist doch wirklich einfach unfassbar – oder eher wunderbar. Je nachdem verstehe ich eine Bibelstelle ganz anders oder bekomme eine neue Erkenntnis. Genauso ist es mit der folgenden Aussage, die Jesus in der Bibel macht: Wer nicht wie ein Kind ist, kann das Himmelreich nicht sehen. Mir ist bewusst geworden, dass es genau eine solche Haltung ist, die mich Bibeltexte immer wieder ganz neu und anders verstehen lässt.
Wenn ich abgeklärt und wissend an einen Text herangehe, dann wird es sehr schwer, dass ich ihn neu interpretieren kann. Wenn ich es aber wie meine dreijährige Tochter mache, dann lese ich immer wieder ganz anders und ganz neu. Zum einen kann meine Tochter die gleiche Geschichte gefühlte hundert Mal hören. Sie beklagt sich nie, dass sie eine Geschichte schon gehört hat. Zum anderen fragt sie die ganze Zeit warum. Warum passiert das? Warum ist das so?
So stellen sich mir die Fragen wie: Kann es sein, dass der Text auch noch etwas anderes meint? Kann das sein, dass meine Interpretation, die ich bis jetzt gehabt oder gehört habe, gar nicht stimmt? Kann es sein, dass Gott mir mit dem Text etwas Neues sagen kann? Staunend, neugierig, lernend – gerade so wie ein Kind.