Statuen in Rom: Judas küsst Jesus
Judas küsst Jesus: Statuen in Rom | (c) Francesco Alberti/Unsplash

Mein persönlicher Judas

Frieden im Herzen
 
Publiziert: 18.03.2024

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Von Patrick Forster

In meinem Leben gibt es momentan eine Person, die ich überhaupt nicht leiden kann. Man könnte von einer richtigen Abneigung sprechen. Weshalb? Ganz einfach: Diese Person, nennen wir sie Judas, hat es absolut verdient. Judas versucht seit Längerem, mich zu hintergehen, zu drangsalieren und mir zu schaden. Ein richtiges Ekel wie aus dem Bilderbuch. Damit könnte ich eigentlich umgehen, doch seit Kurzem gibt es ein grösseres Problem. Judas hat erfahren, dass ich Christ bin.

Ich habe im letzten Jahr ein christliches Buch veröffentlicht und Judas hat Wind davon bekommen. Seither bombardiert mich Judas mit Fragen über den christlichen Glauben. Ich könnte … (mich übergeben). Ironischerweise geht es in meinem neuen Buch genau darum, Nicht-Christen auf humorvolle Art und Weise und mit einigen Anekdoten den christlichen Glauben näherzubringen (Achtung Schleichwerbung), so eine Art Crashkurs in den Grundlagen des christlichen Glaubens und auch in herausfordernden Themen wie Geld, Sex und Perfektion. Das Buch soll dazu ermutigen, das Gespräch mit Christen/Nicht-Christen zu suchen und einander auf Augenhöhe zu begegnen.

Aber auch mit Judas? Ich habe absolut keine Lust, dieser Person von Jesus zu erzählen. Ich fühle mich wie ein kleines Kind, welches an der Kasse des Supermarktes trotzig auf dem Boden liegt, und Gott ist meine arme Mutter, die mich ertragen muss. Ich weiss genau, dass es mein Auftrag ist, jeder Person von Jesus zu erzählen, besonders wenn sie mich danach fragt. Aber weshalb Judas? Es gibt momentan acht Milliarden Menschen auf diesem Planeten und Gott hat ausgerechnet mich dazu berufen. Aber es kommt noch schlimmer. Als guter Christ frage ich Gott beim Beten (nachdem ich alle meine Wünsche geäussert habe) gefühlt alle sechs Monate, was ich eigentlich für ihn tun könne.

Seit Kurzem kommt mir dabei immer Judas in den Sinn. Gott, was habe ich dir getan? Ganz wie mein Vorbild Jesus bitte ich Gott, dass dieser Kelch doch bitte an mir vorbeiziehen solle. Aber nein, Judas fragt immer weiter. Nun habe ich die Wahl. Möchte ich weiterhin trotzig vor der Kasse am Boden herumheulen oder soll ich mich Gottes Willen beugen. Ich entscheide mich ganz klar für die Kasse im Supermarkt. Aber Gott hat etwas anderes im Sinn. Judas lässt mir keine Ruhe und fragt mich immer wieder über Gott und meinen Glauben aus. Ich beuge mich also meinem Schicksal. Vor Kurzem habe ich widerwillig angefangen, für diese Person zu beten. Schlimmer hätte es nicht kommen können, denn in mir hat sich etwas getan. Auf einmal habe ich so etwas wie Empathie für Judas entwickelt. Das möchte ich aber nicht. Ich will diese Person weiterhin verabscheuen, denn am Verhalten von Judas mir gegenüber hat sich nichts verändert. Judas versucht noch immer, mir bei jeder Gelegenheit zu schaden. Trotzdem hat sich in meinem Herzen was getan.

Könnte es sein, dass Jesus auch für Judas am Kreuz gestorben ist? Ein befremdlicher Gedanke, aber wenn wir ehrlich sind, ist er doch so wahr. Die Liebe Gottes kennt keine Grenzen, was mich sehr dankbar macht, denn wer weiss, vielleicht bin auch ich jemandes Judas und deshalb genauso auf Gottes Vergebung angewiesen (auch wenn ich mich selbst nicht unbedingt für solch ein Übel halte wie diese Person in meinem Leben). Wir alle haben unsere Fehler und können nicht perfekt sein. Gott sei Dank müssen wir das auch nicht. Jesus ist für uns und für unsere Sünden am Kreuz gestorben. Das soll natürlich kein Freifahrschein sein, um weiterhin feuchtfröhlich dieselben Fehler immer und immer wieder zu begehen. Dennoch ist es das grösste Geschenk, das uns Jesus mit seinem Tod am Kreuz gemacht hat, und genau dieses Geschenk dürfen wir annehmen, ohne selbst etwas leisten zu müssen.

Selbst Judas darf dieses Geschenk annehmen, auch wenn ich ehrlicherweise nicht unbedingt Luftsprünge vor Freude mache, wenn wir uns irgendwann im Himmel wieder begegnen. Ich würde mir auch nie anmassen, darüber zu urteilen, wer nun die Liebe Gottes verdient hat und wer nicht, denn verdient hat sie sowieso niemand von uns. Die Tatsache jedoch, dass Jesus jeder und jedem von uns seine ungeteilte Liebe jeden Tag aufs Neue wieder schenken möchte, gibt mir ein Gefühl der Geborgenheit, der Annahme und besonders eines tiefen Friedens. Einen Frieden wie ihn nur Gott schenken kann.

Wie oft habe ich erlebt, dass Menschen in meinem Umfeld oder auch ich selbst versucht haben, diesen Frieden künstlich zu erschaffen. Sei dies mit Geld, schönen Klamotten, teuren Autos, Sex, Alkohol, Drogen – die Liste ist unendlich. Doch nichts kommt auch nur annähernd an den Frieden heran, welchen Gott uns schenken möchte. Das sind übrigens nicht meine Worte, sondern die von Jesus selbst. Kurz vor seinem Tod am Kreuz tröstete er seine Jünger mit den Worten: «Auch wenn ich nicht mehr da bin, wird doch der Friede bei euch bleiben. Ja, meinen Frieden gebe ich euch – einen Frieden, den euch niemand sonst auf der Welt geben kann. Deshalb seid nicht bestürzt und habt keine Angst.» In diesem Sinne wünsche ich Ihnen wunderschöne Ostertage und möge der Friede Gottes Sie erfüllen – selbst Judas.

 

Zur Person
Patrick Forster ist verheiratet, Treuhänder und Lobpreiser in der FCG Flawil. «Das Leben ist ein riesiges Geschenk von Gott und es wäre schade, es zu vergeuden. » So schlägt sein Herz für das Leben ganz allgemein, besonders für gute Zeiten mit Familie und Freunden.
© Online-Redaktion ERF Medien
 
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