Das sagt Christoph Sigrist, Pfarrer des Grossmünsters Zürich im Rahmen einer Veranstaltung der Katholischen Kirche im Lebensraum St. Gallen.
Sigrist erwähnt dabei, dass sich die Kirchenbesuche im Grossmünster in den vergangenen 20 Jahren mehr als versechsfacht hätten. Die gesellschaftlichen Veränderungen haben aber bei den Kirchen zu einer Nutzungsverschiebung geführt. Die Kirche wird heute vielmehr als Ort der Stille aufgesucht als früher. Das führe aber auch dazu, dass sie nicht nur von Mitgliedern der Landeskirche aufgesucht wird. «Am Montag beispielsweise sind Atheisten im Grossmünster, am Freitag Muslimas», erzählt Sigrist weiter.
Mit seinen Aussagen gibt der Zürcher Pfarrer ein leichtes Gegengewicht zu den aktuellen Austrittszahlen in den Kirchen. Aus der evangelisch-reformierten Kirche traten im Jahr 2022 30 102 Personen aus. Das sind rund 2000 Personen mehr als noch im Jahr vorher. Der Mitgliederstand liegt Ende 2022 bei rund 1,92 Millionen.
Doch dem Verlust der institutionellen Kirche trauert Sigrist nicht nach. Im Gespräch erwähnt er, dass die Kirche verschwinden darf. Die Räume der Kirche seien aber unverzichtbar. Sie böten Stille, Stallwärme und Asyl für Flüchtende. «Sie sind ein Ort, wo die christliche Wertegesellschaft ihre Kraft schöpft.»
Mit dem Besuch von Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist startet die St. Galler Kirche einen öffentlichen Prozess, indem die evangelisch-reformierte und die katholische Kirche näher zusammenrücken möchten. Es ist ein Prozess, der schlussendlich zu einer ökumenischen Nutzung des Kirchenraums führen soll.